BOM im CPQ: Warum Ihre Produktstruktur über Vertriebsautomatisierung entscheidet
von Andreas Renk

Viele Unternehmen unterschätzen, wie viel Wissen, Abstimmung und Struktur hinter einem scheinbar simplen Begriff wie Stückliste (BOM – Bill of Materials) steckt.
Gerade im Kontext von CPQ-Systemen entscheidet die saubere Stücklistenzuordnung über Skalierbarkeit, technische Realisierbarkeit – und letztlich: Abschlussquote.
Doch was genau ist eigentlich eine BOM – und warum ist sie so entscheidend für eine funktionierende Vertriebsautomatisierung?
Was ist eine BOM im CPQ-Kontext?
Die BOM (Bill of Materials) beschreibt eine vollständige Liste aller Teile und Komponenten, aus denen ein Produkt besteht.
In CPQ-Systemen (Configure – Price – Quote) erfüllt sie dabei eine doppelte Rolle:
1. Vertriebsstückliste (Sales BOM)
- Aus Kundensicht reduziert: Optionen, Varianten, Nutzenargumente
- Grundlage für automatisierte Angebotspositionen
2. Technische Stückliste (Engineering oder Manufacturing BOM)
- Strukturierte, technische Abbildung
- Basis für Übergabe an ERP, CAD oder Fertigung
Ein CPQ-System muss diese beiden Welten verbinden:
➡️ Der Kunde konfiguriert – das System erzeugt automatisch eine technisch realisierbare Struktur.
Typische Fehleinschätzung:
Die Stückliste kennt doch jeder!
In vielen Projekten zeigt sich: Einzelne Abteilungen oder Personen glauben, das Produkt vollständig zu überblicken – und erstellen auf dieser Basis „mal eben“ eine BOM.
Holt man jedoch alle Beteiligten an einen Tisch, wird schnell klar:
Das Produktwissen ist verteilt auf mehrere Personen, Excel-Listen, CAD-Zeichnungen, ERP-Auszüge und jahrelange Erfahrung im Kopf einzelner Mitarbeiter.
Ohne Systematik – kein System.
Die häufigsten Missverständnisse in der Praxis
Gerade zwischen Vertrieb und Technik wiederholen sich typische Konflikte rund um Stücklisten – hier ein paar Klassiker:
„Was der Kunde will“ ≠ „Was technisch gemeint ist“
- Vertrieb denkt in Nutzen & Optionen („Premium-Paket“)
- Technik denkt in Teilenummern & Abhängigkeiten
→ Ergebnis: Missverständnisse, fehlerhafte Konfigurationen
Konfigurierbarkeit vs. Realisierbarkeit
- „Das steht doch im Katalog!“ ≠ „Diese Kombination passt mechanisch nicht.“
→ Vertrieb verkauft Kombinationen, die nie freigegeben wurden
Fehlende Variantenlogik
- Vertrieb erwartet: Eine Liste = ein Produkt
- Technik arbeitet mit Matrixlogik und Regelwerken
→ Ohne CPQ-Regeln: manuelle Fehler vorprogrammiert
Unterschiedliche Sicht auf Änderungsstände
- „Ich hab das doch vor 3 Monaten schon verkauft!“
→ BOM wurde aber längst angepasst – mit Folgen für Verfügbarkeit oder Kosten
Keine gemeinsame Sprache
- Vertrieb: „Deluxe-Ausführung“
- Technik: „Teilenummer 0837A mit Submodul 03“
→ Ohne Übersetzungssystem entsteht Chaos
Praxisbeispiel: Wenn die BOM fehlt, wird’s teuer
Schon mal eine Markise gebaut, die länger war als eine LKW-Ladefläche?
Oder eine Jalousie mit Metallic-Lack auf Kunststoff bestellt – obwohl das technisch gar nicht geht?
Genau solche Fehler passieren, wenn Maßeinheiten falsch übermittelt oder Einschränkungen nicht dokumentiert sind.
Die Folge: Reklamationen, Nacharbeit, Kostenexplosion – oder schlicht ein unzufriedener Kunde.
Warum die Struktur vor dem Tool kommen muss
Viele Unternehmen wollen direkt loslegen mit CPQ, ERP oder PIM – aber ohne klares Konzept zur Stückliste.
Warum das ein Fehler ist:
- Tools bilden nur ab, was du verstehst.
Ohne klare Struktur (kaufbar vs. konfigurierbar vs. Baugruppe) liefert das beste System nur Chaos. - Struktur = Logik = Automatisierung.
Nur eine durchdachte Produktstruktur ermöglicht saubere Konfigurationen & automatische Ableitungen. - Garbage in, garbage out.
Eine unklare Stückliste führt zu falschen Preisen, fehlerhaften Angeboten und Frust im Vertrieb. - Spätere Korrekturen sind teuer.
Wer erst im Customizing merkt, dass die BOM unbrauchbar ist, zahlt doppelt – in Zeit, Geld und Nerven.
Die BOM in CPQ-Systemen ist kein Nebenschauplatz – sie ist das Fundament für digitale Angebotsprozesse.
Ohne durchdachte Stücklistenzuordnung entstehen unnötige Rückfragen, technische Fehler und Abstimmungschaos.
Wer frühzeitig strukturiert, kann später automatisieren – und genau das ist der Schlüssel zu effizientem Vertrieb.
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