Warum KI im Vertrieb (noch) versagt – und wie Sie LLMs trotzdem sinnvoll nutzen
von Andreas Renk
LLMs im Alltagstest: Unterstützung ja, Beratung nein

Die Diskussion um Künstliche Intelligenz im Vertrieb ist voller Versprechen: ChatGPT und andere Sprachmodelle sollen Kundenfragen beantworten, Angebote schreiben oder sogar Verkaufsgespräche führen. Doch wer im Mittelstand Verantwortung für Umsatz trägt, weiß: Ein automatisiertes Tool ersetzt keinen erfahrenen Vertriebler.
Entscheidend ist die Grundlage: Ohne saubere Daten in einem CRM-System oder einer klaren CRM-Strategie kann keine KI verlässlich arbeiten. LLMs (Large Language Models) sind leistungsfähig – aber sie haben klare Grenzen. Sie können unterstützen, beschleunigen und standardisieren, doch Beratung, Beziehungspflege und Verhandlungsgeschick bleiben menschliche Stärken.
👉 Erfahren Sie in diesem Artikel, wie LLMs im Vertrieb sinnvoll eingesetzt werden können – und worauf Sie unbedingt achten sollten, damit Automatisierung zum Vorteil und nicht zum Risiko wird.
Was LLMs wirklich leisten können
LLMs sind darauf trainiert, Sprache zu verstehen und Texte zu generieren. Sie greifen auf riesige Mengen von Trainingsdaten zurück und können in Sekunden Antworten formulieren. Das macht sie zu wertvollen Assistenten, gerade in wiederkehrenden oder datenlastigen Prozessen:
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Angebotserstellung vorbereiten
LLMs fassen Produktinformationen zusammen, erstellen erste Textbausteine und passen Tonalität an den Kunden an. -
Interne Dokumente durchsuchen
Handbücher, Vertragsbedingungen oder Produktkataloge lassen sich mit KI viel schneller durchsuchen als per Hand. -
Standardkommunikation automatisieren
Antworten auf häufige Fragen (Lieferzeiten, Gewährleistung, Produktvarianten) können LLMs selbstständig ausgeben – wenn die Datenbasis stimmt. -
Training und Onboarding
Neue Mitarbeiter können über KI-gestützte Systeme schneller Wissen abrufen („Welche Rabatte gelten für Händler XY?“).
Die Grenzen im Beratungsalltag
Trotz beeindruckender Ergebnisse haben LLMs Schwächen, die im Vertrieb schwer wiegen:
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Halluzinationen
LLMs erfinden Fakten, wenn sie keine passende Information haben. Ein falscher Preis oder eine fehlerhafte Lieferzeit kann sofort Vertrauen kosten. -
Kein echtes Verständnis
Die KI „versteht“ nicht, was dem Kunden wichtig ist – sie errechnet nur Wahrscheinlichkeiten. Subtile Hinweise, emotionale Signale oder politische Verhandlungen erkennt sie nicht. -
Overprompting
Das Ergebnis hängt stark von der Eingabe ab. Während ein erfahrener Vertriebler zwischen den Zeilen hört, braucht die KI extrem präzise Anweisungen. -
Fehlende Verantwortung
Im Zweifelsfall trägt immer der Mensch die Verantwortung. Eine KI-Fehleinschätzung kann Aufträge, Kunden oder sogar langjährige Beziehungen gefährden.
Praxisbeispiel: Der Unterschied zwischen Assistent und Berater
Ein Kunde ruft an und möchte wissen: „Welche Lieferzeit hat die Variante X, wenn wir 500 Stück abnehmen?“
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Mit LLM ohne RAG
Die KI liefert eine schnelle, aber erfundene Zahl: „Zwei Wochen Lieferzeit“. Klingt plausibel, ist aber falsch. -
Mit LLM + Datenanbindung (z. B. RAG)
Die KI greift ins ERP-System, prüft die Produktionskapazitäten und antwortet: „Für 500 Stück liegt die Lieferzeit aktuell bei 5–6 Wochen. Eine kleinere Bestellung von 100 Stück ist in 2 Wochen möglich.“ -
Mit menschlichem Vertrieb
Der Mitarbeiter ergänzt: „Da Sie Stammkunde sind, können wir mit unserem Zulieferer eine Sondercharge prüfen. Dann könnten wir Ihnen schon in 4 Wochen liefern.“
👉 Fazit: Nur der Mensch kann Vertrauen aufbauen, individuelle Lösungen finden und Verhandlungsspielräume nutzen.
Warum Beratung mehr ist als Informationsweitergabe
Beratung im Vertrieb bedeutet nicht nur, Informationen auszutauschen. Sie umfasst:
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Bedarfsermittlung → Welche Probleme will der Kunde wirklich lösen?
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Beziehungsaufbau → Vertrauen entsteht über Zeit und persönliche Ansprache.
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Verhandlung & Taktik → Preise, Rabatte, Lieferbedingungen erfordern Fingerspitzengefühl.
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Kontextverständnis → Historie der Zusammenarbeit, interne Politik beim Kunden, Zukunftspotenziale.
Ein LLM kann dabei unterstützen, aber es füllt keine dieser Rollen vollständig aus.
Chancen für den Mittelstand: LLMs richtig einsetzen
Trotz dieser Grenzen können Mittelständler enorme Vorteile ziehen – wenn sie LLMs bewusst als Assistenten im Rahmen einer Vertriebsautomatisierung einsetzen:
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Automatisierte Angebotsentwürfe
Vertriebler starten nicht bei null, sondern erhalten durch KI bereits vorgefertigte Textbausteine, die nur noch geprüft und angepasst werden müssen. -
KI-gestützter Pre-Sales-Support
Standardfragen können automatisiert beantwortet werden – 24/7 und ohne Wartezeit. -
Interne Wissensdatenbank
LLMs helfen, Know-how aus Handbüchern, Schulungsunterlagen und CRM-Daten abrufbar zu machen. -
Training & Onboarding
Neue Mitarbeiter lernen schneller, wenn sie Routinefragen an ein KI-System stellen können.
Was Mittelständler jetzt beachten müssen
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Saubere Datenbasis schaffen
Ohne gepflegte Stammdaten im CRM oder ERP entstehen Fehler. -
Klare Prozesse definieren
Automatisierung funktioniert nur, wenn klar geregelt ist, welche Antworten automatisch gegeben werden dürfen und wo der Vertrieb übernimmt. -
Verantwortung beim Menschen belassen
KI darf unterstützen, aber niemals allein Kundenentscheidungen treffen. -
Pilotprojekte starten
Klein anfangen (z. B. bei Angebotsentwürfen oder FAQs) und Erfahrungen sammeln.
Fazit: LLMs sind Co-Piloten, keine Chefpiloten
LLMs sind heute ein mächtiges Werkzeug, aber noch kein Ersatz für menschliche Beratung. Sie entlasten Teams, beschleunigen Abläufe und schaffen mehr Zeit für die wichtigen Gespräche – die persönlichen.
Mittelständische Unternehmen sollten deshalb einen klaren Weg einschlagen: LLMs + menschliche Expertise = effizienterer Vertrieb.
Ihr nächster Schritt
Mein Tipp: Wollen Sie herausfinden, wo LLMs in Ihrem Vertrieb echten Mehrwert bringen?
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