07.04.2025
BOM im CPQ: Warum Ihre Produktstruktur über Vertriebsautomatisierung entscheidet
Viele Unternehmen unterschätzen, wie viel Wissen, Abstimmung und Struktur hinter einem scheinbar simplen Begriff wie Stückliste (BOM – Bill of Materials) steckt.
Gerade im Kontext von CPQ-Systemen entscheidet die saubere Stücklistenzuordnung über Skalierbarkeit, technische Realisierbarkeit – und letztlich: Abschlussquote.
Doch was genau ist eigentlich eine BOM – und warum ist sie so entscheidend für eine funktionierende Vertriebsautomatisierung?
Was ist eine BOM im CPQ-Kontext?
Die BOM (Bill of Materials) beschreibt eine vollständige Liste aller Teile und Komponenten, aus denen ein Produkt besteht.
In CPQ-Systemen (Configure – Price – Quote) erfüllt sie dabei eine doppelte Rolle:
1. Vertriebsstückliste (Sales BOM)
Aus Kundensicht reduziert: Optionen, Varianten, Nutzenargumente
Grundlage für automatisierte Angebotspositionen
2. Technische Stückliste (Engineering oder Manufacturing BOM)
Strukturierte, technische Abbildung
Basis für Übergabe an ERP, CAD oder Fertigung
Ein CPQ-System muss diese beiden Welten verbinden:
➡️ Der Kunde konfiguriert – das System erzeugt automatisch eine technisch realisierbare Struktur.
Typische Fehleinschätzung: Die Stückliste kennt doch jeder!
In vielen Projekten zeigt sich: Einzelne Abteilungen oder Personen glauben, das Produkt vollständig zu überblicken – und erstellen auf dieser Basis „mal eben“ eine BOM.
Holt man jedoch alle Beteiligten an einen Tisch, wird schnell klar:
Das Produktwissen ist verteilt auf mehrere Personen, Excel-Listen, CAD-Zeichnungen, ERP-Auszüge und jahrelange Erfahrung im Kopf einzelner Mitarbeiter.
Ohne Systematik – kein System.
Die häufigsten Missverständnisse in der Praxis
Gerade zwischen Vertrieb und Technik wiederholen sich typische Konflikte rund um Stücklisten – hier ein paar Klassiker:
„Was der Kunde will“ ≠ „Was technisch gemeint ist“
Vertrieb denkt in Nutzen & Optionen („Premium-Paket“)
Technik denkt in Teilenummern & Abhängigkeiten
→ Ergebnis: Missverständnisse, fehlerhafte Konfigurationen
Konfigurierbarkeit vs. Realisierbarkeit
„Das steht doch im Katalog!“ ≠ „Diese Kombination passt mechanisch nicht.“
→ Vertrieb verkauft Kombinationen, die nie freigegeben wurden
Fehlende Variantenlogik
Vertrieb erwartet: Eine Liste = ein Produkt
Technik arbeitet mit Matrixlogik und Regelwerken
→ Ohne CPQ-Regeln: manuelle Fehler vorprogrammiert
Unterschiedliche Sicht auf Änderungsstände
„Ich hab das doch vor 3 Monaten schon verkauft!“
→ BOM wurde aber längst angepasst – mit Folgen für Verfügbarkeit oder Kosten
Keine gemeinsame Sprache
Vertrieb: „Deluxe-Ausführung“
Technik: „Teilenummer 0837A mit Submodul 03“
→ Ohne Übersetzungssystem entsteht Chaos
Praxisbeispiel: Wenn die BOM fehlt, wird’s teuer
Schon mal eine Markise gebaut, die länger war als eine LKW-Ladefläche?
Oder eine Jalousie mit Metallic-Lack auf Kunststoff bestellt – obwohl das technisch gar nicht geht?
Genau solche Fehler passieren, wenn Maßeinheiten falsch übermittelt oder Einschränkungen nicht dokumentiert sind.
Die Folge: Reklamationen, Nacharbeit, Kostenexplosion – oder schlicht ein unzufriedener Kunde.
Warum die Struktur vor dem Tool kommen muss
Viele Unternehmen wollen direkt loslegen mit CPQ, ERP oder PIM – aber ohne klares Konzept zur Stückliste.
Warum das ein Fehler ist:
Tools bilden nur ab, was du verstehst.
Ohne klare Struktur (kaufbar vs. konfigurierbar vs. Baugruppe) liefert das beste System nur Chaos.Struktur = Logik = Automatisierung.
Nur eine durchdachte Produktstruktur ermöglicht saubere Konfigurationen & automatische Ableitungen.Garbage in, garbage out.
Eine unklare Stückliste führt zu falschen Preisen, fehlerhaften Angeboten und Frust im Vertrieb.Spätere Korrekturen sind teuer.
Wer erst im Customizing merkt, dass die BOM unbrauchbar ist, zahlt doppelt – in Zeit, Geld und Nerven.
Die BOM in CPQ-Systemen ist kein Nebenschauplatz – sie ist das Fundament für digitale Angebotsprozesse.
Ohne durchdachte Stücklistenzuordnung entstehen unnötige Rückfragen, technische Fehler und Abstimmungschaos.
Wer frühzeitig strukturiert, kann später automatisieren – und genau das ist der Schlüssel zu effizientem Vertrieb.
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